Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie

Chefarzt Prof. Dr. Matthias Bollow
Augusta-Kranken-Anstalt gGmbH
Bergstraße 26 - 44791 Bochum
Tel.: 0234 / 517-2753

Mammadiagnostik


Das Mammakarzinom stellt in Europa und den USA die häufigste Todesursache unter den bösartigen Erkrankungen der Frau dar. Neueste epidemiologische Studien belegten, dass ca. 10 % aller Frauen im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom erkranken. Die Häufigkeit dieses Tumors wird in der Bundesrepublik Deutschland derzeit mit ca. 46.000 Neuerkrankungen pro Jahr angegeben. Im Mammadiagnostischen Institut der Augusta-Kranken-Anstalt befinden sich ein Mammographiegerät, ein hochauflösendes Ultraschallgerät sowie der sogenannte Fischertisch. Die Geräte arbeiten digital, d.h. es gibt keine Filme mehr, die Befundung der Aufnahmen erfolgt an hochauflösenden Befundmonitoren.

 

Mammasonographie

Die Mammasonographie bzw. der Hochfrequenz-Brust-Ultraschall wird von uns eingesetzt, um einen vorhandenen Tastbefund oder mammographisch nachgewiesenen Knoten weiter mit der Frage nach seiner Gut- oder Bösartigkeit abzuklären. Der Hochfrequenz-Brust-Ultraschall kommt auch primär zur Tumorerkennung ohne vorherige Mammographie bei jüngeren Frauen oder in mammographisch sehr dichtem und daher schwer zu beurteilenden Drüsengewebe zum Einsatz, welches in der Regel bei Frauen vor dem 40. Lebensjahr der Fall ist. Es existieren keine Kontraindikationen für die Ultraschalluntersuchung der Brust.

Wegen der Feinheit der Gewebestrukturen in der Brust erfolgen die Ultraschalluntersuchungen mit speziell für die Brustuntersuchung entwickelten 18 MHz-Schallköpfen. Bei der Sonographie der Brust werden von diesem Schallkopf Schallwellen ausgesendet, die an Geweben verschiedener Dichte unterschiedlich geschwächt werden und zum Schallsender, der gleichzeitig der Schallempfänger ist, zurückkehren. Die unterschiedliche Schwächung der dort empfangenen Schallwellen wird in unterschiedlich intensive Grau-Töne übertragen. Bei der an der Brust gebräuchlichen B-Bild-Sonographie werden die Grau-Töne als ein zweidimensionales Bild wiedergegeben.

Die Untersuchung jeder Brust erfolgt einzeln in jeweils bequemer halbschräger Rückenlage, wobei die Arme hinter dem Kopf verschränkt werden. Zur besseren Ankoppelung des Schallkopfes wird ein Ultraschallgel verwendet, welches nach der Untersuchung von den Patientinnen mit eigens dafür vorgesehenen Handtüchern wieder entfernt werden kann und welches keine Flecken in der Kleidung verursacht.

Jede Brust wird einzeln mäanderförmig mit dem Schallkopf abgetastet und es werden aus den vier Quadranten jeder Brust Bilder dokumentiert. Bei Nachweis eines umschriebenen Herbefundes kann durch Ausübung von Druck einerseits die Verschieblichkeit und andererseits die Elastizität dieses Befundes getestet werden. Es können bei sog. "Schallverstärkungen" hinter einer Läsion Zysten diagnostiziert werden. Bei nur geringen oder fehlenden distalen Schallverstärkungen können in der Brust Lymphknoten oder Fibroadenome diagnostiziert werden. Bei Schallabschwächungen unterschiedlichen Ausmasses kann es sich um bösartige solide Herdbefunde in der Brust handeln. Mit demselben Schallkopf kann dann durch Nutzung der sog. Duplexsonographie und des sog. Power-Dopplers der Gefäßreichtum einer solchen Läsion überprüft werden: Bösartige Tumoren sind durch Gefäßreichtum gekennzeichnet. Der Gefäßreichtum eines Knotens wird als farbkodiertes Signal wiedergegeben.

 

   
Mammographie craniocaudal
mit einem tumorverdächtigen
Knoten oben interquadrantär
 
Mammographie oblique mit einem
tumorverdächtigen Knoten
oben interquadrantär
 

 

   
Mammasonographie mit Darstellung dieses Knotens
als signalarm und zentral inhomogen mit partiellen
Schallauslöschungen.
 
Duplexsonographische Darstellung von patholog.
Gefäßmustern im Tumor als Ausdruck der Bösartigkeit
 

 

Als weiteres Hilfsmittel zur Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Läsionen wird die Hochfrequenz-Mamma-Elastographie eingesetzt, welche mit dem selben Scahllkopf durchführbar ist. Bösartige Tumoren weisen im Vergleich zu gutartigen Geweben verminderte visko-elastische Eigenschaften auf, so dass mit dieser Methode ein im Vergleich zur Umgebung festeres, derberes und weniger kompressibles Gewebe eines Tumors plastisch sichtbar gemacht werden kann.

 

Elastographie
In der Hochfrequenz-Elastographie zeigt sich eine verminderte Elastizität (rot) des Tumorgewebes

 

 

Elastographie
Hier ebenfalls Elastizitätsminderung im Vergleich zum umgebenden Parenchym

 

 

Mammographie

Der günstigste Zeitpunkt zur Durchführung einer Mammographie bei Frauen vor der Menopause ist ca. 10 Tage nach Beginn der Periode. Sollte es bei vereinzelten Frauen zu erheblichen Schmerzen im Rahmen der notwendigen Kompression der Brust während der Aufnahmen kommen, sollten diese bei Folgeuntersuchungen am Vortag und am Tag der Untersuchung schmerzstillende Medikamente wie Paracetamol einnehmen.

16-Zeilen-Spiral-CT    
Mammographie, medio-lateral   Mikrokalk markiert  

 

16-Zeilen-Spiral-CT    
Mammographie nach Drahtmarkierung,
laterale Aufnahme
  Mammographie nach Drahtmarkierung,
Aufnahme cranio-caudal
 

16-Zeilen-Spiral-CT    
Mammapräparat mit Markierungsdraht   Mammapräparat mit Markierungsdraht,
2.Ebene
 

 

Galaktographie

Bei der Galaktographie handelt es sich um eine spezielle Röntgenuntersuchung der Milchgänge. Sie wird lediglich bei einem Verdacht auf Milchgangstumoren insbesondere bei einseitigen Sekretionen (besonders bei Blutbeimengungen) aus dem Milchgang durchgeführt. Zunächst wird vom Arzt die sezernierende Milchgangsöffnung an der Brustwarze genau inspiziert. Mit Hilfe eines speziellen Katheters wird Kontrastmittel in den Gang appliziert: Die Milchgangsöffnung ist eine natürliche Körperöffnung. Dieser Spezialkatheter ist mit einer stumpfen Sonde versehen, mit welcher es ohne Bohren oder Stechen gelingt, in einen Milchgang hinein zu gleiten. Dies geschieht in der Regel völlig schmerzlos. Das Röntgenkontrastmittel kann zu einem leichten Spannungs- oder Druckgefühl in der Brust führen. Im Anschluss werden Röntgenaufnahmen von der Brust durchgeführt. Das Kontrastmittel macht den Verlauf des Milchganges auf dem Röntgenbild besonders deutlich (Abb. 1. Normalbefund), so dass pathologische Veränderungen gut dargestellt werden können: In Abb. 2 ist eine Einmündung eines Milchganges in ein Mammakarzinom dargestellt. Abb. 3 zeigt eine mamillennahe Kontrastmittelaussparung durch ein Papillom.

   
Abb.1: Galaktographie, Normalbefund   Abb.2: Galaktographie, pathologisch   Abb.3: Galaktographie, Papillom

 

 

 

   
Abb.1   Abb.2   Abb.3

 

 
Abb.4   Abb.5

Abb. 1 - 3: Mammographie bei atypischen Mammazysten und seit 2015 neu aufgetretener Mamillensekretion.

Abb. 4,5: Dieselbe Patientin, Galaktographie mit nodulären Kontrastmittelaussparungen in einem erweiterten Ductus, z. B. bei Papillomen.

 

 

 
Abb.1   Abb.2

Abb. 1,2: Unauffällige Galaktographie rechts unten innen ohne Nachweis von Kontrastmittelaussparungen oder Gangabbrüchen.

 

 

   
Abb.6   Abb.7   Abb.8

Abb. 6: Mammographie medio-lateral bei Patientin mit Mamillensekretion seit 6 Wochen

Abb. 7 , 8: Dieselbe Patientin, pathologische Galaktographie mit 3 ovalären bis nodulären Kontrastmittelaussparungen im kontrastierten, ektatischen Milchgang als möglicher Ausdruck von Papillomen oder anderen Neoplasien.

 

 

Stereotaktische Vakuumbiopsie

Einige Brustkrebsformen zeigen typische Verkalkungen, die man einzig in der Mammographie erkennt kann.
Sind bei Ihnen auffällige Mikroverkalkungen diagnostiziert worden, führen wir zur weiteren Abklärung
eine stereotaktische Vakuumbiopsie durch.
Zuvor findet in unserem Brustzentrum ein ausführliches ärztliches Aufklärungsgespräch statt.
Die stereotaktische Vakuumbiopsie erfolgt unter lokaler Betäubung mit einer Saugbiopsienadel unter mammographischer Kontrolle.

     
Mammographie         Mammographie m. Clipmark.

Zunächst werden die Mikroverkalkung genau lokalisiert und die Probeentnahmestelle computerunterstützt berechnet.
Nach lokaler Betäubung wird die Biopsienadel eingeführt und die Proben entnommen.
Nach der Probeentnahme wird ein Titanclip zur Markierung der Entnahmestelle eingelegt.
Mammographisch wird in der Brust und in den entnommenen Proben kontrolliert, ob ausreichend Mikrokalk entnommen wurde.
Im Anschluss erfolgt eine feingewebliche Untersuchung der Gewebeprobe im pathologischen Institut.
Am Tag nach der Probeentnahme werden in unserem Brustzentrum Kontrolluntersuchungen durchgeführt.

 

 

   
Bild 1   Bild 2   Bild 3

 

Bild 1: In der Mammographie Mikrokalkgruppen, zum Teil in pleomorpher Konfiguration innen interquadrantär.

Bild 2: In der Mamma-Mrt mit mastopathischem Areal las Korrelat in der saggitalen Sequenz. Mammographie BIRADS 3, MRT BIRADS 4.

Bild 3: Mastopathisches Areal mit Kontrastmittelenhancement in den dynamischen koronaren Sequenzen.

 

 

 
Bild 4

Bild 5

 

Bild 4,5 : Vakuumstanzbiopsie einer der Mikrokalkgruppen mit Stanzhöle.

 

   
Bild 6  

Bild 7

 

Bild 6: Clipmarkierung im Bereich der Stanzhöle, daneben verbliebener gruppierter Mikrokalk.

Bild 7: In den Stanzzylindern befinden sich Mikroverkalkungen, diese entsprechen histologisch einem DCIS vom intermediären Typ.

Abschliessend in der Konferenz des Mammadiagnstischen Institus Empfehlung einer Mastektomie.